„Bis in die Unendlichkeit und noch viel weiter“
„To infinity and beyond“
– Buzz Lightyear, Space Ranger
Aufwachen! Das Klingeln des Weckers, ein paar Sekunden Sitzen am Rande des Bettes. War das Realität oder Fiktion, verschwommen noch die Umrisse. Irgendwo hatte ich am Tag zuvor das Rendering einer Yamaha MT10 mit dem Heck einer R1 gesehen. Schick, war mein erster Gedanke. Den Tag über verdrängt, verfolgte mich das Bild wohl die ganze Nacht.
Nach dieser Inspiration habe ich sofort daran gedacht, sie auf mein eigenes Motorrad – eine Yamaha MT09 – zu übertragen. Ich war fasziniert von der Idee, das Heck der R6 zu benutzen. Ich habe mir viele Fragen gestellt: Ist es überhaupt möglich, die beiden Motorräder erfolgreich zu fusionieren? Wie wird der Umbau technologisch realisiert? Mit welchen Herausforderungen würde ich konfrontiert werden? Und vor allem: Wie hoch sind die Kosten für das Projekt? Mein Puls stieg bei dem Gedanken an teure Ersatzteile, aufwendige Sonderanfertigungen und unvorhergesehene Schwierigkeiten.
Allgegenwärtig war die Angst zu scheitern. Ich habe mich gefragt, ob ich die hohen Erwartungen, die ich selbst an das Projekt habe, erfüllen kann. Was, wenn ich nicht über die notwendigen Fähigkeiten oder das technische Know-how verfügte, um das Projekt zum Erfolg zu führen? Was, wenn es am Ende ein unfertiges Projekt bleiben würde, das mich enttäuscht zurücklässt?
Hoffnung und Zweifel, Euphorie und Unsicherheit wechselten sich ab. Aber ich wusste, dass ich es zumindest versuchen sollte. Denn die größte Niederlage wäre gewesen, nie gewagt zu haben, meine Idee umzusetzen. Mit diesem Gedanken begann ich, mich intensiver mit dem Projekt zu beschäftigen und mich auf den Weg zu begeben, meine Ängste zu überwinden und die Triebwerke zu starten.
Der 15. Oktober 2019 war ein wichtiger Schritt in meinem Projekt. An diesem Tag habe ich meine ersten Photoshop-Entwürfe mit der Welt geteilt. Damit habe ich die Tür zu meiner Kreativität geöffnet. Ich war aufgeregt, wusste aber auch, dass es an der Zeit war, meine Visionen und Ideen mit anderen zu teilen. Ich spürte eine Mischung aus Adrenalin, Nervenkitzel und auch ein wenig Unsicherheit, als ich auf „Veröffentlichen“ klickte.
Es musste ja nicht jedem gefallen, und die Meinung der anderen zu diesem Thema war für mich immer an zweiter, wenn nicht sogar an letzter Stelle. Wichtiger war die Frage: Würde es die Menschen genauso begeistern und inspirieren wie mich? Dieser Tag markiert den Moment, in dem ich meinen kreativen Kosmos in Richtung Öffentlichkeit verließ. Es war der Beginn einer Reise, die mich mit Gleichgesinnten verband und die mich ermutigte, meine Ideen weiter zu entwickeln und in die Tat umzusetzen.
Das war meine erste Gliederung. Sie war grob und einfach, aber effektiv. Für den ersten Shoppingtrip sicher nicht schlecht, aber im Nachhinein doch etwas naiv. Bei der Kostenkalkulation handelte es sich um eine Google-Notiz auf meinem Handy. Immerhin gab es einen Topf, der für unvorhergesehene Ausgaben gedacht war. Auch wenn dieser selbst in zehnfacher Größe nicht ausgereicht hätte, aber das werden wir zu einem späteren Zeitpunkt noch zu genüge feststellen. Die ursprünglichen Projektnamen waren MT906 (MT09+R6). Oder RNJ70 (RN43+RJ27) in Anlehnung an die internen Modellbezeichnungen von Yamaha. Dass eine „geläufigere“ Version für den Namen gefunden werden musste, war schon damals klar.
Am 22. November 2019 kaufte ich das getönte Rücklicht, den originalen Schwingenhalter für das Kennzeichen und einen Tag später den ersten Subframe (damals noch der DBHolders Racing Subframe – ich war mir sicher, dass der passen würde 😅). Das war erst der Anfang, es folgten Verkleidungsteile, Soziusabdeckung und Batteriekasten. Bis Ende November war das alles besorgt.
Da wusste ich ungefähr, welche Kabel verlängert oder angepasst werden mussten: Crashsensor, Rücklicht und die Kabel für die Blinker. Es folgte also die Bestellung der Stecker bei X-MAS, was sich wie ein Shop für Weihnachtsartikel anhört, ist in Wirklichkeit ein Mekka für japanische Stecker und Steckverbindungen. Da ich der Meinung war, dass ich die Sitzbänke der beiden Maschinen einfach „zusammenkleben“ könnte, wurde auch gleich der Originalsitz der R6 mitbestellt.
Heck angesetzt und mit Schraubendrehern und Durchtreibern in Position gehalten – Magic! Der Kabel- und Leitungssalat war inklusive und brachte meinen Inneren Monk schon zu Beginn auf Touren.
ABS Block, Batterieanschlüsse, Sicherungen, OBD Stecker und nicht zu guter Letzt der Ausgleichsbehälter und die Hydraulische Vorspannung meines 641er Nightline Federbeins, wollten relativ unsichtbar im inneren des neuen Hecks verschwinden.